Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler)

(Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler) gegründet 2014

Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler)

Fotografischer Streifzug – Teil I

Ein wesentlicher Bestandteil unserer Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Sichtung und Archivierung von historischem Bildmaterial von Maikammer und Alsterweiler. Hier konnten wir bisher einen enormen Bildbestand vieler hunderter historischer Ansichten digitalisieren und bewahren.

Die Bilder entstammen vor allem privaten Sammlungen, allen voran aus den Sammlungen unserer Club-Mitglieder Markus Hener und Traudel Schäfer. Auch im Heimatmuseums Sankt Martin konnte ein erheblicher Bildbestand von Maikammer gesichtet werden. Franz Josef Ziegler vom Museum St. Martin hat uns freundlicherweise viele Fotos zur Verfügung gestellt und mit vorhandener Technik bei der Digitalisierung unterstützt! Weitere Bilder stammen aus dem Gemeindearchiv und wurden uns dort von Dr. Imhoff zur Verfügung gestellt. Ein großer Teil entstammt dem Privatarchiv von Antonie Wilhelm, Alsterweiler.

Allen, auch den ungenannten Spendern sei hier unser aufrichtigster Dank ausgesprochen !!!

Doch nun los, begeben wir uns auf eine abwechslungreiche Zeitreise durch das Maikammer von sellemols…..

Im oberen Bild sieht man den Brunnen im Alsterweiler Schulgässel, der in den 60er Jahren der Spitzhacke zum Opfer fiel. Der junge Mann, der da mit dem Määd bussiert, geht oder kommt vom Grasmähen. Seine Sense ist eingeklappt, so wie es die Ordnung verlangt. Die junge Frau ist im Begriff Essen ins Feld zu tragen, denn der Korb ist noch voll und sicherlich der Schlotterkrug auch. Vielleicht hat sie den Mops oder Bubbes noch mit etwas Brunnenwasser verdünnt, denn schließlich ist Sommer, es ist heiß und Sparen ist die erste Devise. Ob der verdünnte Raddegiggel besser schmeckt als der unverdünnte bleibt dahingestellt…

Im Archiv in Maikammer entdeckt: Foto aus einem Zeitungsausschnitt der Rheinpfalz vom 18.10.1958. Das Bild hat zwar eine schlechte Qualität, aber wir finden es doch sehr beachtenswert! Wenn man die heutige Situation dort kennt, weiß man, welchen kulturellen Verlust an Bausubstanz gerade Alsterweiler erlitten hat.

Eigentlich sollte er vor allen diesen Fotografien stehen. Dieser Mann legte den Grundstein zur Geschichtsforschung in unserer Heimatgemeinde. Und sähte somit das Geschichtsinteresse für viele viele Maikammerer und Alsterweilerer. Man hat die  Schule in Maikammer  nach ihm benannt und sein Werk durfte, neu aufgelegt, vielen Einwohnern Freude bereiten.

Es ist Lehrer Johannes Leonhardt.

Was er in damaliger Zeit geleistet hat kann nicht hoch genug geachtet werden! Mit dem Fahrrad fuhr er nach Speyer um in dortigen Archiven zu forschen. Wenn man die Menge der Archivalien berücksichtigt, die Leonhardt durchgearbeitet hat, war dies eine Mammutaufgabe, die man heute in dieser Weise gar nicht mehr stemmen könnte. Und er hat dies alles ohne digitale Technik und Unterstützung gemacht, handschriftlich und mit einfachsten Mitteln. Ihm gebührt der Respekt aller Maikammerer und Alsterweilerer: Er hat als Erster ihre Geschichte erlebbar gemacht!

Doch nun möchten wir Sie weiter auf dem Streifzug durch die historische Bausubstanz von Maikammer und Alsterweiler führen. Vieles was Sie sehen, ist leider längst verloren. Manches ist stark verändert und Weniges ist sanft und behutsam restauriert worden. Der Verlust  an historischer Bausubstanz überwiegt leider.

Aber lassen Sie sich von uns in eine Zeit entführen, die niemand mehr zurück holt, die unwiederbringlich ist und die doch immer noch ihren eigenen Charme innehält.

Es war nicht die „Gute Alte Zeit“, die wir hier sehen, es war auch eine entbehrungsreiche Zeit. Aber es war eine Zeit, die ihren eigenen Rhythmus hatte, ihre eigenen Wertvorstellungen und ihr eigenes, viel langsameres Tempo.

Man hielt am Alten fest, so überdauerten manche Gebäude Jahrhunderte. Die wenigen Bilder, die davon geblieben sind, sollen Ihnen einfach viel Freude bereiten! Viel Spaß dabei!

Vielen älteren Einwohnern ist sie noch ein Begriff: Die Weisbrodsmühle, auch Obermühle oder Oberwiesenmühle genannt. Der letzte Besitzer Eugen Weisbrod hatte die Mühle Ende der 70er Jahre an das Gemeinnützige Siedlungswerk Speyer verkauft in der Gewißheit, daß dort ein Hotel gebaut werden würde. Doch das Schicksal meinte es anders: 1981 erfolgte der komplette Abriß und die Berufsgenossenschaft der Chemischen Industrie baute dort ihre Ausbildungsstätte. Weisbrods Großvater Josef hatte die Mühle um 1900 zusätzlich auf Dampfbetrieb umgestellt und erzeugte später seinen eigenen Strom. Es war die fortschrittlichste Mühle seinerzeit an der Haardt. Mit dem Abriß gingen viele Erinnerungen, wertvolle historische Bausubstanz, einer der romantischsten Flecken in unserem Dorf und der Spiel-und Tummelplatz der Maikammerer Jugend verloren, die dort um 1980 die tollsten Abenteuer erlebte.

Unser Bild zeigt eine der ersten Fußballmannschaften von Maikammer. Aufgenommen ist das Bild im Alsterweiler Tälchen, dort wo heute das Schützenhaus steht. Dort hatte der Turnverein in Eigenleistung und zum Teil mit Karbidbeleuchtung bis spät in die Nacht in reiner Handarbeit einen Sportplatz geschaffen. Der Trainer ganz links ist Alois Rhein. Leider kennen wir die Namen der restlichen Fußballer nicht mehr, sie dürften etwa Jahrgang 1910 sein.

1939 wurde das Ehrenmal für die Gefallenen 1914/1918eingeweiht. Im Zuge der Kirchenerweiterung von 1936 hatte man begonnen, den Platz vor der Kirche, früher der Kirchhof, zu planieren und umzugestalten. Hier stand das Ehrenmal etwa dort, wo heute das Friedhofskreuz steht.

Die Nationalsozialisten nutzten den neu gewonnenen Platz als Paradeplatz, wovon viel Bildmaterial Zeugnis liefert. Das Denkmal wurde nach dem Krieg abgerissen.

Ein Blick über die Gewanne Böbig auf die „Platzemiehl“, also die Obere Ölmühle. Man schreibt die frühen 60er Jahre und das erste größere Neubaugebiet hinterm Weideweg hat begonnen, sich auf den ehemaligen Wiesen auszudehnen. Man fährt noch mit dem Gaul und dem Fuhrwerk ins Feld, wo die Arbeit schwer aber vom Rhythmus der Arbeitskraft von Mensch und Tier vorgegeben wird. Nur wenige Jahre später werden solche Bilder der Vergangenheit angehören.

Der Brunnen in der Heerstraße(heute Weinstraße Süd)/Einmündung Brunnengasse in den Zwanziger Jahren.

Laufbrunnen gehörten zu den gewohnten Bildern an der Oberhaardt und waren für Mensch und Tier unentbehrlich. In Maikammer und Alsterweiler kannte man nur zwei offizielle Ziehbrunnen (In der Kredenburg und vor der Kirche/ehemaliger Rathausbrunnen) und 10 Laufbrunnen (2 in der Alsterweiler Hauptstraße, einen im Schulgässel, einen an der Kreuzung Hintergasse/Hartmannstraße, einen in der Hintergasse, einen vor dem Anwesen Wothe, einen vor dem Gasthaus „Pfälzer Hof“ am Marktplatz, einen in der Neugasse, einen in der Heerstraße, einen am kleinen Frantzplatz). Die Laufbrunnen wurden von Quellen gespeist, so wie dieser hier von der Quelle in der Sankt Martiner Straße. Das Wasser wurde in hölzernen Deicheln, also ausgehöhlten Kiefernstämmen an die Brunnen geleitet, manche Brunnen, so wie der in der Neugasse hatten auch eine zweite Röhre, aus der Leitungswasser sprudelte. Viele ältere Einwohner erinnern sich noch daran, wenn das Vieh und die Pferde zum Tränken an die Brunnen gebracht wurden und der Wasserstand rapide abnahm, wenn die Tiere tranken. Sämtliche Laufbrunnen fielen in den Sechziger Jahren dem Modernisierungswahn zum Opfer.

Hier ein schönes Foto, das uns, wie viele andere auch, von Frau Antonie Wilhelm  zur Verfügung gestellt wurde. Es zeigt die Kinder Heinz, Dieter und Waltraud der Familie Frisch-Heilweck, samt Heilweck’schem Gaul namens „Hanni“ am Brunnen vor dem Anwesen Wothe. Das Bild stammt aus dem Jahr 1944. Wie uns Waltraud Koneczny, geb. Frisch, das kleine Mädchen auf dem Bild von damals mitteilte, waren die Kinder bei Heilwecks während des Krieges von 1943 bis 1950 um dem Bombenterror im fernen Frankfurt zu entgehen. Vielen Dank für diese wertvolle Information!

Was auf dem Rechteck auf dem Brunnen eingemeißelt stand, ist leider nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Vielleicht weiß einer der Betrachter mehr?

Unser Wahrzeichen, das Fachwerkhaus in der „Mademer Schossee“, Ecke Weihergasse.

Es wird so um die Zehner Jahre herum gewesen sein, als man dieses Bild machte. Interessant ist, daß man das Fachwerk verputzt hat und darauf ein neues Fachwerk gemalt hat. Links, das kleine Schild an der Hauswand weist auf  den „Ullriche Bäcker“ hin. Rechts der Laden vorne beherbergte zuerst einen Schuhladen, dann den Kolonialwarenhändler Damm und schließlich das Schuhhaus Zimpfer. Thirolf hat dieses Haus dann gekauft und umgebaut. Dort war die Bäckereifiliale Hoffmann.

Das alte Gemeinde- und Rathaus am Marktplatz. Unser General Hartmann steht noch in der Mitte des Platzes. Links angedeutet der Eingang zur Apotheke und davor zur Bäckerei Schöffler. Man erzählt sich, daß das Rathaus umfangreich renoviert wurde, bevor es wenige Jahre später der Abrißbirne anheim fiel…. Danach saßen die Gemeindebeamten in den niederen Holzbauten am Sportplatz, bevor das neue Rathaus im Immengarten gebaut wurde.

Wir befinden uns in den Dreißiger Jahren, wahrscheinlich um 1935. Eine Gruppe von Herrschaften begeht und besichtigt die noch nicht fertige Kalmitstraße (Einweihung 6. Juni 1937). Nach unserer Recherche handelt es sich wohl um Mitglieder des Gemeinderats, um Ehemalige des Gemeinderates und um Beschäftigte der Gemeinde Maikammer. Identifiziert werden konnten folgende Personen: 1. von links: Alois Baumann, 2. von links: Andreas Volkert (Bauunternehmer), 3. von rechts Adam Spatz (Geschäftsführender Beamte). Doch wer sind die anderen Herren???

Wir sind auf der Kalmitstraße mitten im Herbst in den Sechziger Jahren. Herbsten bedeutet Knochenarbeit, auch wenn der wackere Hottenträger rechts schon ein Exemplar aus Kunststoff auf dem Rücken trägt. Vollernter sind Zukunftsvision, die Wingerte am Berg werden mit der Hand bearbeitet, die Zeilen sind eng und die meisten Rebstöcke uralt. Nach und nach werden die alten Wingerte ausgerissen, manche überwuchern und der Wald holt sich den über Jahrhunderte mühevoll abgerungenen Boden und die Weinbergterrassen zurück. In den 80er/90ern kommt die Flurbereinigung. Bilder wie diese sind da längst schon Geschichte.
(Dieses Bild wurde uns freundlicherweise vom Heimatmuseum Sankt Martin zur Verfügung gestellt.)

Und noch einmal sind wir im Herbst. Diesmal im Jahr 1929. Das Weingut Hafner bringt mit einer großen Helferschar den Herbst heim. Ganze 24 Personen zählt die Gruppe, inklusive dreier Hottenträger und einem kleinen Hottenträger (rechts). Der Chef , Herr Hafner, steht rechts außen.

Das schöne Szenario wurde übrigens in der Gewanne Ziegelscheuer aufgenommen. Dort stand noch bis in die Siebziger Jahre ein uralter und riesengroßer Zuckerbirnenbaum, wahrscheinlich annähernd 200 Jahre alt……

Dieses wunderschöne Anwesen stand in Alsterweiler an der Ecke Deckelgasse(heute Turmstraße)/Hauptstraße. Im Volksmund wird es die „Nusseburg“ genannt. Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, daß die Straße dort recht eng war, denn das Haus stand etwas in die Hauptstraße vor. Vielleicht war es auch deswegen dem Abriß geweiht?! In den frühen Fünfzigern verschwand es nach mehreren Jahrhunderten aus dem Ortsbild von Alsterweiler.

Nichts hat vielleicht das Ortsbild von Alsterweiler so geprägt wie die Kapelle und das Baumannsche Schlössel. Erbaut auf den Grundmauern eines Ökonomiegebäudes der Kredenburg war es stolz lange Jahre weithin in aller Pracht sichtbar. Diese Aufnahme wurde in den späten Siebzigern gemacht, als links das Zimmermannsgeschäft Heine noch seinen Holzplatz hatte und dahinter nur Wingerte lagen. Die Dieterwiesenstraße, die hier links abgeht war das allererste Gebiet, in dem nach dem Krieg groß gebaut wurde. Hier entstand ein Wohnblock für Flüchtlinge aus den Deutschen Ostgebieten. Auf der westlichen Straßenseite der Dieterwiesenstraße war noch bis nach dem Krieg ein Brandschutzweiher, gespeist vom Alsterbach, der mit Müll und Schrott verfüllt wurde, bis man die Flächen verkaufte und Wohnhäuser darauf entstanden. Den Müll indes mußten die neuen Käufer selbst entfernen, letztmals in den Neunziger Jahren, als der alte Holzplatz als Bauplatz ausgewiesen wurde.

Der erste Turm auf der Kalmit war schon in den Dreißiger Jahren Geschichte, denn er war zusammengestürzt. Das Denkmal allerdings blieb zum Glück verschont. Es wurde zu Ehren von Maximilian von Bayern errichtet und, was gar nicht mehr bekannt ist: Der Gemeinderat beschloß damals, die Kalmit in „Maxhöhe“ umzubenennen. So ändern sich die Zeiten und zum Glück hat sich der Name nie durchsetzen können. Oder?

Der Bürger von Maikammer und Alsterweiler liebstes Ausflugsziel: die Totenkopfhütte. Aus einem Unterstand für Waldarbeiter mit Stallung für die Pferde entstanden, aufgestockt und immer wieder erweitert, sieht es dort heute ganz anders aus. Die älteren Einwohner dürften sich noch gut an den Totenkopf erinnern, der über der Eingangstüre eingemeißelt war.

Es sind die Dreißiger Jahre, wie man unschwer an der unheilvollen Fahne erkennen kann. Hier auf dem Marktplatz vor dem Ochsen hat sich der Spielmannszug zu einem Umzug aufgestellt. Ob dem guten General Hartmann die Szenerie gefällt, auf die er hinunterblickt?

Nicht nur der Spielmannszug marschiert, sondern wenig später marschieren auch die Soldaten. Es ist Krieg und wir schreiben das Jahr 1940, genaugenommen den 17. März. Man feiert den „Tag der Wehrmacht“. Dieses Bild ist nur eines aus einer Folge von Bildern dieser Veranstaltung. Die Soldaten marschieren zum Marktplatz und anschließend zum Platz vor dem Kriegerdenkmal an der Kirche. Dort findet ein Appell statt, sowie Ansprachen des Ortsgruppenleiters Schnur und des Bürgermeisters Buchenberger.

Die Einwohner waren solche und ähnliche Veranstaltungen gewohnt. Paraden usw. waren ein beliebtes „Stilmittel“ im „Tausendjährigen Reich“. Nicht umsonst kursierte unter vorgehaltener Hand der Ausspruch „Fer jeden Forz en Fackelzuch!“

Hier sind sie, einige der zukünftigen Soldaten aus Maikammer und Alsterweiler. Viele von ihnen werden ihr Leben in diesem Krieg lassen. Die meisten der Namen sind uns zwar bekannt, aber es fehlt die Zuordnung zu den jeweiligen Personen. Es handelt sich um die Jahrgänge 1909, 1910 und 1911, die hier 1941 nach ihrer Musterung einen Marsch durch die Bahnhofstraße (die damals „Hindenburgstraße“ hieß) bis zum Lindeneck unternehmen.

Während des „Tausendjährigen Reiches“ hieß übrigens die Marktstraße „Adolf-Hitler-Straße“ und die Hintergasse in Erinnerung an einen „alten Kämpfer“ des Putsches von 1923: „Schlageterstraße“ (bezugnehmend auf Albert Leo Schlageter) 1945 hat man sich dann gottseidank an ein schleuniges Umbenennen gemacht….

Der Krieg fordert alle Kräfte, auch die der vielen Frauen, deren Männer an der Front sind. 1941 ist der Krieg in vollem Gange und die Truppen benötigen für die harten Winter allerlei Kleidung. Hier im Rathaus, unter der Hakenkreuzfahne und dem überall gegenwärtigen „Hitlerbild“ schneidert ein Nähkreis Kleidung für die Front. Wie viele der abgebildeten Frauen werden nach sechs Jahren Krieg als Kriegerwitwen alleine dagestanden haben?!

So sah es im Inneren der Katholischen Pfarrkirche bis 1935 aus. Von der prachtvollen Wand- und Deckenbemalung ist nichts übriggeblieben. Der Zeitgeist von damals und schließlich die Renovierung 1935/36 forderte eine Übermalung der Fresken im Nazarener-Stil aus dem späten 19. Jahrhundert. Welch Glück, daß man solchem Frevel heute nur noch selten begegnet….

So sah die Katholische Pfarrkirche und ihr Umfeld bis in die frühen Dreißiger Jahre aus. Der Pfarrgarten ging bis zum kleinen Kirchgässel. Links das Haus Heilweck, abgerissen in den Siebziger Jahren. Heute ist dort alles planiert. Das Gässel ist keines mehr, der Pfarrgarten nur noch bruchstückhaft. Hier, um die Kirche dehnte sich bis 1820 der Kirchhof aus.

Wir bleiben jetzt erst einmal im Umfeld der Kirche. Hier sieht man die Feierlichkeiten zur Altarweihe 1936. Hinten links, im schwarzen Anzug Andreas Volkert, Bauunternehmer, der die Arbeiten der Kirchenerweiterung ausführte. Daneben dürfte Karl Heine (Architekt) stehen? Noch wissen wir es nicht genau.

Hier die Karte mit dem damals gereichten Festtagsessen. Die ausgehungerten Mägen der ehrenvollen Gäste dürften danach reichlich gefüllt gewesen sein….

Ein besonderes Ereignis in Maikammer war 1920 die Primiz von Dr. Hermann Heilweck. Er stammte aus dem Haus Heilweck neben der Kirche (siehe folgende Fotos). Das Bild ist in seinem Elternhaus hinter dem Tor aufgenommen. Wie es vor dem Tor aussah sieht man auf den folgenden Bildern. Es ist dem Engagement von Antonie Wilhelm zu verdanken, daß das Primizkissen von damals in seiner einzigartigen Kunstfertigkeit in bestem Zustand erhalten werden konnte. Man sehe selbst:

Hier sieht man den festlichen Auszug zur Kirche aus dem Elternhause Heilweck an der Kirche anläßlich der Primiz. Die Tannen standen nur zum Schmuck dort. Rechts das Anwesen, zuletzt bewohnt von Familie Linde. Zwischen der Pfarrkirche und dem Anwesen Heilweck führte das Kirchgässel hindurch.

Hier nochmals eine Detailaufnahme des Anwesens Heilweck. Das Haus wurde abgerissen. An seiner Stelle ist heute der Parkplatz vor dem Geschenkehaus Ullrich.
Die im Bild zu sehenden Poller wurden in Richtung Straßenseite versetzt. Es gibt sie heute noch.

In den Fünfziger Jahren starb Dr. Hermann Heilweck. Hier der Beginn des Beerdigungszuges vor der Kirche/Haus Wothe. Rechts oben Bürgermeister Johannes Damm. Auch der Brunnen, der damals noch vor dem Anwesen Wothe stand, ist hier sehr schön zu sehen !

Ein schönes Beispiel auch dafür, daß früher die Leichenzüge von Zuhause aus in Richtung Friedhof gingen. Dies änderte sich erst in den frühen Sechzigern durch den Bau der Leichenhalle auf dem Friedhof.

Dieses Bild zeigt die Bauarbeiten im Inneren der Kirche. Man verlegte eine Heizung und einen neuen Fußboden. Dabei traten unter anderem die Grundmauern der Vorgängerkirche zutage und man entdeckte mehrere Grablegen. Auch wurde das Gewölbe unter dem Turm, sowie vor dem Turm erkundet. Leider wurde alles, ohne es wissenschaftlich zu untersuchen wieder verschlossen.

Es ist dem Engagement und dem schnellen fachlichen und auch mutigen Einsatz von Max Lothar Schmitt zu verdanken, daß bei Bauarbeiten vor der Kirche, dieser Fliesenboden gesichert werden konnte. Moderne Analysemethoden machten eine ungefähre Datierung möglich, die die Fliesen auf ein Alter zwischen 1500 und 1800 Jahren schätzen. Somit stellen die Fliesen das älteste Baudenkmal von Maikammer dar. Bis auf ein paar gesicherte Exemplare liegen sie noch heute im Erdboden vor der Kirche.

Dies sind die Überreste des Rathausbrunnens, der während dieser Bauarbeiten entdeckt wurde. Ein mittelalterlicher Ziehbrunnen, der in etlichen Quellen vermerkt ist. Die oberen Steine wurden abgebrochen, der Brunnen mit Beton verfüllt. Der Protest von Beobachtern der Szenerie konnte daran nichts ändern. Dieses frevelhafte Verhalten krönte in der Tatsache, daß die Steine aus dem Brunnen auf dem Gelände des Bauhofes zwischengelagert und anschließend entsorgt wurden. Das Feingefühl im Umgang mit historischer Bausubstanz ließ hier absolut zu wünschen übrig! Ein großer Dank geht hier an Max Lothar Schmitt, der die Steine auf dem Bauhof fotografiert hat, bevor sie auf immer verschwunden waren.

Dieses Bild entstand mit anderen Bildern in den Dreißiger Jahren. Es wurde an der Südseite der Kirche nach dem Erweiterungsbau 1936 aufgenommen. Blickrichtung ist in Richtung Osten. Rechts das Schwesternhaus. Links die kleinen Häuser mit Walmdach sind die Häuser des Anwesens des jüdischen Mitbürgers Gustav Süß, 1942 in Theresienstadt ermordet.

Aus heutiger Sicht ein eher kniffliges Bild. Wir befinden uns im Schulhof und schauen auf das ehemalige Lehrerhaus (heute Pfarrheim). Rechts ist die Begrenzungsmauer zum Anwesen Gustav Süß. Auf dieser Fläche steht heute der Neubau der Schule aus den Sechziger Jahren.

Hier noch ein Bild aus dem Schulhof. Im Hintergrund die Kirche, davor der Neubau des Pfarrheimes/Schwesternhaus. Auf dem Bild zu sehen ist Lehrer Weis (links) und Fotograf Gerst (Kappenmacher Gerst). Gerst hatte bis in die Fünfziger Jahre zahllose Fotografien von Maikammer gemacht, die alle sehr hochwertig waren. Er hatte sein Geschäft (Kappen, Hüte und Fotografien) in dem Haus oberhalb der ehemaligen Kurpfalz-Apotheke (heute Friseursalon). Als Gerst verstorben war, wurden sämtliche Glasplatten und Fotografien im Müll entsorgt…….

Einige wenige sind uns geblieben.

Dieses Bild wurde in der Pfarrscheuer (heute Öffentliche kath. Bücherei) aufgenommen. Ganz rechts Glöckner und Seilermeister Neunzlinger. (Um 1912). Die Männer sind beim Dreschen. Dreschmaschinen kamen erst später vermehrt zum Einsatz und hatten dann ihren Platz in der Dreschhalle an der Landstraße nach Landau.

Nikolaus Wilhelm mit Schulkindern, Aufnahme um 1890 vor der Kirche (Grabdenkmäler)

Ein Bild der unteren Hartmannstraße (ganz früher hieß sie Habergasse) in Höhe des Kreuzes. Die schöne Bemalung am Kreuz wurde in den Sechziger Jahren entfernt.

Der Fotograf dieser Aufnahme stand vor dem Modehaus Wilhelm, als er auf den Auslöser drückte. Was wir sehen, ist links das Haus des Juden Arthur Süß (Weinkommission), das 1972 abgerissen wurde. Süß mußte auf Veranlassung des Bürgermeisters 1938 das Dorf verlassen und ging mit seiner Familie ins Exil nach Mannheim. Am 22.Oktober 1940, bei der Wagner-Bürckel-Aktion, wurde er mit seiner Familie von dort nach Gurs deportiert.

Dieses Schicksal teilten auch die letzten in Maikammer verbliebenen Juden: Die Geschwister Emil und Senta Mayer, sowie die ledige Irma Freundlich. Deren Bruder Siegfreid, damals wohnhaft in Bingen, erleidete das selbe Schicksal. Gustav Süß (Schulstraße) mußte 1938 ebenfalls das Dorf verlassen. Er ging nach Frankfurt und wurde von dort aus nach Theresienstadt deportiert.

( siehe auch hier: yad vashem)

Das Haus des Arthur Süß war zuvor beschlagnahmt worden und war 1940 schon Sitz der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt), der NSDAP und der DAF (Deutsche Arbeitsfront).

Hier das Haus Arthur Süß noch mal aus der anderen Perspektive. Es wurde bei den Feierlichkeiten zur Einweihung der Deutschen Weinstraße aufgenommen. Rechts nochmal der schöne Brunnen vor Wothes.
Leider ist das Bild recht unscharf. Im Fenster des Hauses Süß sind wahrscheinlich die Mitglieder der Familie Süß zu sehen. Es dürfte das einzige Bilddokument dieser Familie sein, das die Zeit überdauert hat.

Was auf dem vorherigen Bild schon auf der rechten Seite zu sehen war, ist das Haus der Familie Wothe. Diese hatte einen Kramladen und waren bis zuletzt auf Kerzen spezialisiert. Bis ins hohe Alter betrieb Dorothea Berta Wothe ihren Laden, der vielen älteren Einwohnern noch gut in Erinnerung ist. Stets freundlich, von Alter gebückt, erfüllte sie die Kundenwünsche. 1984 ist sie, knapp 90-jährig verstorben. Ihr Vater Lambert Wothe war Kirchendiener und in Maikammer ein ehrenvoller Mann. Er starb 1916.

Vor dem Anwesen stand ein schöner Brunnen, der wie die vielen anderen zerstört wurde. Bei Renovierung des Hauses legte man den Eingang des ehemaligen Lädchens von der linken Seite auf die rechte Seite und ließ das alte schöne Fachwerk wieder sichtbar werden.

Hier sind wir an der Kreuzung Friedhofstraße/Hintergasse und Hartmannstraße. Das Auto ist in das Bild hineinretuschiert worden. Es gibt auch eine Postkarte mit demselben Motiv, allerdings mit einer Postkutsche, ebenfalls retuschiert.

Das Haus mit dem Kreuzchen beherbergte eine zeitlang eine Poststation. Von hier wurde die Karte einst 1913 von ein paar jungen Damen nach Speyer an eine Ordensfrau geschickt, was im Grußtext vermerkt ist.

Wir sind hier immer noch in der Hartmannstraße. Links sieht man den Kolonialwarenladen der Familie Thirolf. Frau Thirolf betrieb ihr kleines Lädchen noch bis in die Achtziger Jahre. Außerdem hatte die Familie im Wald hinter dem Wetterkreuzberg eine kleine Hütte, die sie noch lange bewirtschaftete. Frau Thirolf hat noch bis zuletzt im Rucksack die notwendigen Dinge die Kalmitstraße hinaufgeschleppt. In die Hütte gehört auch die Geschichte vom „Abtrinker“, die aber ein anderes Mal erzählt werden soll.

Rechts am Bildrand die Tür und das Schaufenster der damaligen Bäckerei Wendelin Vogel, später „de Haase Bäcker“ und zuletzt die Bäckerei Steimer. Dahinter biegt die Massagass ab.
Ein Haus oberhalb von Thirolf das Schwesternhaus mit Kindergarten und dahinter das Haus von Dr. Argus, in dem Sanitätsrat Dr. Philipp Rieder bis 1929 wohnte und seine Praxis hatte bevor er auf dem Holzplatz der Fabrik neu baute.

Dieses wundervolle Bild in Originalfarbe ist an der Kalmitstraße am Ortsausgang Alsterweiler in den Vierziger Jahren entstanden. Erkennt man die Stelle? Sicherlich nicht, denn dort, wo der Bildstock steht ging ein Weg ins Tälchen und durchkreuzte die Gewanne „Zwischen den Wegen“. Die Abzweigung ist heute verschwunden.  Die Straße ist breiter, die Wingertsteine sind längst verschwunden. Die Schnelligkeit der Autos hat den Einsatz von Kopfsteinpflaster überholt. Man läuft nicht mehr in den Wald, man fährt. Und Fuhrwerke mit Pferden und Kühen gibt es heute schon lange nicht mehr.

Hier ist ein Bild des Bildstocks, der heute am Ortsausgang steht (Humm-Bildstock). Linkerhand befindet sich heute der Parkplatz.

Die Familie Ziegler bringt hier ihren Herbst ein.

Man sieht, daß das obere Bild nach dem Ausbau der Kalmitstraße aufgenommen wurde. Auf dem Herbstbild sieht man rechts noch eine Wingertmauer und es gibt noch kein Kopfsteinpflaster. Die Kalmitstraße ist zu dieser Zeit noch ein Feldweg.

Das Kreuz auf dem Wetterkreuzberg vor 1950. Es wurde bei der Erbauung der Kapelle gedreht.

Dieses Bild hat sicherlich Seltenheitswert!!!

Hier die Grundsteinlegung zur Maria-Schutz-Kapelle in den frühen Fünfzigern….

Die Kapelle entstand aus einem Gelöbnis, daß man der Heiligen Mutter Gottes eine Kapelle errichten wolle, wenn Maikammer von Bomben verschont bleibe.

Maikammer hatte Glück. Es wurde von Bomben verschont. Doch es teilte das Schicksal der Innenstadt von Neustadt: Was an historischer Bausubstanz nicht zerbombt wurde, beseitigte man im Bestreben einer zweifelhaften Moderne in den Sechziger bis 90er Jahren mittels Abrißbirne….

Auch dieses schöne Fachwerkanwesen an der Ecke Weideweg/Weinstraße Süd steht nicht mehr. Der Bildstock fand seinen neuen Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Weidewegs.

So hat die Modernisierungswut der letzten Jahrzehnte und der stete Bedarf an immer wieder neuen Parkplätzen das Gesicht von Maikammer  und Alsterweiler immer wieder verändert. Altes mußte weichen um Neuem Platz zu schaffen. Wenige Male ist dies elegant gelungen, jedoch ist aus heutiger Sicht der Verlust von so viel wertvoller Bausubstanz nicht mehr nachvollziehbar. Auf der anderen Seite wurden in den letzten 20, 30 Jahren auch innerorts viele Baulücken geschlossen, freie Räume innerhalb des locker bebauten Ortes wurden für immer verloren. Die ortsbaulichen Chancen, die aus manchen freien Räumen resultierte, hat man leider oft nicht genutzt. Diese Chancen sind zum Teil für immer vertan. Es sei hier nur beispielhaft an den Alsterweilerer Schulhof erinnert….
Uns bleibt hier nur, an ein Maikammer von früher zu erinnern. Diese Erinnerung an nachfolgende Generationen weiterzugeben, ist unser größtes Ziel.